HptFw Marco Knott, SaZ 13 und verantwortlich für die elektromechanische Instandsetzung des Hubschraubers Bo 105, sowie die beiden Professoren Prof. Dr. Meyer und Prof. Dr. Brune informieren über das Studium für Feldwebel an der Universität der Bundeswehr in München und Karrierechancen als Wirtschaftsingenieur.
DZE: Die UniBw München bietet in Zusammenarbeit mit der Hochschule Reutlingen erstmals ein Studium für Unteroffiziere mit Portepee an. Warum ist ein Studienabschluss gerade für Feldwebel interessant?
MEYER: Trotz guter Ausbildung sowie umfassender militärischer Fach- und Führungskenntnisse können viele ausscheidende Feldwebel diese Befähigungen leider nicht direkt ins Zivilleben übertragen. Zudem unterschätzen Arbeitgeber vielfach die in der Bundeswehr erworbene Führungs- und Fachpraxis. Außerdem lassen Vorurteile gegenüber Soldaten und Fehleinschätzungen bei der zivilen Verwertbarkeit von fachlichem Know-how bei ausscheidenden Bundeswehrangehörigen eine gewisse Frustration entstehen. Oft sind Feldwebel gezwungen, sowohl bei der Sicherheit des neuen Arbeitsplatzes als auch beim Einkommen gewisse Kompromisse einzugehen. Sie entscheiden sich dann nicht selten für eine Stelle unterhalb ihres bisherigen Berufs- und Fähigkeitsprofils. Daher sind Beispiele von Kameradinnen und Kameraden, die nach dem Dienstzeitende sofort einen sicheren Arbeitsplatz gefunden haben und gleichzeitig einen ordentlichen Gehaltsschub hinlegen konnten, leider nicht die Regel. Ein einschlägiges Studium erhöht dagegen die Wahrscheinlichkeit für einen optimalen Einstieg ins zivile Berufsleben stark. Es ebnet den Weg in Richtung höherer Jobsicherheit, Zufriedenheit und einem angemessenen Einkommen! Und genau das ist es, was wir für unsere Soldaten wollen. Die Hochschule Reutlingen und die Universität der Bundeswehr München haben ja bereits mit ihrem Studium für ausscheidende Offiziere sehr erfolgreich unter Beweis gestellt, dass ein maßgeschneiderter Studiengang ehemaligen Soldaten die allerbesten Karrierechancen bietet. Das Wirtschaftsingenieur-Studium für ausscheidende Feldwebel ist nun einfach die konsequente Fortführung dieses Erfolgsrezepts.
DZE: Inwiefern unterscheidet sich Ihr spezielles Studienangebot für Feldwebel von den zivilen Studiengängen anderer vergleichbarer Hochschulen?
MEYER: Wir haben die Situation von Unteroffizieren mit Portepee umfassend analysiert, unzählige Feldwebel befragt sowie Truppenfachlehrer, die technischen Schulen der Bundeswehr und den BFD um ihre Meinung gebeten. Aus dieser Vielzahl an Informationen haben wir anschließend ein Modell entwickelt, das nach den Wünschen und den Anforderungen der befragten Portepee-Unteroffiziere maßgeschneidert wurde. Im Ergebnis ist ein Studienkonzept entstanden, das die individuelle dienstliche Situation von Feldwebeln einbezieht, unerwartete Auslands- oder Truppenübungsplatzaufenthalte abfedert und das sich selbstverständlich darauf einstellt, dass erwachsene und berufserfahrene Menschen anders lernen als junge Schulabsolventen. Letzten Endes konnte durch uns ein Studium geschaffen werden, welches zum einen an die Erfahrungen sowie die Ausbildung in der Bundeswehr anknüpft und zum anderen speziell auf Grundlage der Fortbildungsstufe A entwickelt wurde. Diese einzigartige Kombination macht einen Studienerfolg für unsere Studierenden daher sehr wahrscheinlich. Ein derartiges Angebot ist uns von einer anderen Hochschule bisher noch nicht zu Ohren gekommen.
BRUNE: An dieser Stelle möchte ich noch gerne ergänzen, dass wir natürlich nicht nur die akademische Ausbildung durchführen. Denn zur Sicherstellung eines optimalen Studieneinstiegs werden die Feldwebel bereits in einer sechsmonatigen Vorbereitungsphase intensiv auf die kommenden Anforderungen vorbereitet, indem beispielsweise grundlegende Schulkenntnisse aufgefrischt werden.
DZE: Welche Voraussetzungen muss man mitbringen, um an der UniBwM ein Bachelor-Studium beginnen zu können?
MEYER: Wie gerade von mir dargestellt, ist unser Studiengang ganz auf ausscheidende Feldwebel zugeschnitten. Das bedeutet, dass Portepee-Unteroffiziere mit Fortbildungsstufe A oder einer vergleichbaren Meisterprüfung sowie einem Beratungsgespräch die Voraussetzungen für die Aufnahme in den Studiengang erfüllen. Wer nicht über die Meisterprüfung oder eine vergleichbare berufliche Weiterbildung verfügt, ist mit einem Berufsabschluss mit einer mindestens zweijährigen Ausbildung in einem dem Studiengang verwandten Bereich, wie beispielsweise Maschinenschlosser, Elektriker oder Industriekaufmann, mit dabei. Allerdings müssen hier dann mindestens drei Jahre Berufserfahrung mitgebracht werden. Und wer Abitur oder Fachabitur hat, kann sich natürlich auch direkt bei uns bewerben.
DZE: Können Sie auf die Vorbereitungsphase noch etwas detaillierter eingehen?
BRUNE: Wir wissen, dass die Fortbildungsstufe A vor allem eine berufspraktische Weiterbildung ist. Die Vorbereitung auf ein Hochschulstudium gehört hier nicht zu den vorrangigen Zielen. Das bedeutet deshalb für uns, dass wir mit einem gezielten Vorbereitungskurs die Lücke zwischen Fortbildungsstufe A und dem Studienbeginn schließen müssen. Dieser Kurs ist dienstzeitbegleitend angelegt, so dass keine Zeit und damit auch keine Berufsförderung verschenkt wird. Zudem handelt es sich hier nicht um einen generellen Förderkurs von der Stange, die es auf dem Bildungsmarkt schon reichlich gibt, sondern um einen einmaligen Ausbildungsanteil, der mit den Inhalten der Fortbildungsstufe A und den Anforderungen des Studiums abgestimmt ist. Er ist genau darauf ausgelegt und baut speziell auf den Vorkenntnissen von Feldwebeln auf. Wir haben auch hier wieder Unteroffiziere mit Portepee und Truppenfachlehrer befragt, um die einzelnen Inhalte zu entwickeln. So sind die Schwerpunkte des Vorbereitungskurses - Mathematik, Physik, Englisch sowie Lern- und Präsentationstechniken - zu Stande gekommen. Nach erfolgreich absolviertem Vorbereitungskurs ist der Studienerfolg deshalb überaus wahrscheinlich, immer vorausgesetzt, dass die Studenten das erforderliche Engagement erbringen.
DZE: Und wie läuft das anschließende Wirtschaftsingenieursstudium dann im Einzelnen ab?
MEYER: Die Studienstruktur haben wir auf die Situation von Zeitsoldaten maßgeschneidert, um die bisherigen Erfahrungen zu ergänzen und den Studienerfolg zu unterstützen. Nach dem eben beschriebenen Vorbereitungskurs beginnt das eigentliche Studium mit einer wahlweise ein- oder zweijährigen dienstzeitbegleitenden Fernstudienphase, in der Grundlagen der Betriebswirtschaft und anderes Basiswissen vermittelt werden. Hier studieren unsere Feldwebel an ihrem jeweiligen Dienst- oder Heimatort und werden trotzdem eng begleitet. Lediglich in gewissen zeitlichen Abständen treffen sie sich bei uns zu Präsenzworkshops. Dienstliche Notwendigkeiten wie Auslandsaufenthalte oder überraschende Versetzungen können so abgepuffert werden. Die sich nach der Dienstzeit anschließende Präsenzstudienphase vertieft die Grundlagen und erweitert sie insbesondere um die wichtigen ingenieurwissenschaftlichen Kenntnisse. In dieser Zeit wird zudem viel Praxis eingeübt sowie die Soft Skills angewendet und intensiviert. Das eigentliche Praxissemester können wir in den meisten Fällen aufgrund der vorliegenden praktischen Erfahrungen in der Bundeswehr anerkennen, so dass es nicht mehr gesondert absolviert werden muss. Die Abschlussarbeit wird in der Regel in einem Unternehmen geschrieben, was eindeutig den Praxiswert der Ausbildung erhöht. Das Studium zum Wirtschaftsingenieur schließt mit dem Titel „Bachelor of Engineering" (B. Eng.) ab, mit dem unter anderem der Zugang zum gehobenen Dienst oder auch zu einem betriebswirtschaftlich oder ingenieurwissenschaftlich orientierten Master-Studium eröffnet wird.
DZE: Welche Karrierechancen eröffnen sich den Absolventen?
BRUNE: Das Studium zum Wirtschaftsingenieur qualifiziert relativ breit für bereichsübergreifende Management-Positionen wie in der Projekt-, Abteilungs- oder Unternehmensleitung. Wirtschaftsingenieure werden meist für technisch-wirtschaftliche Querschnittsfunktionen eingesetzt. Hierzu zählen zum Beispiel logistische oder planerische Aufgaben sowie Tätigkeiten im technischen Marketing und Vertrieb, dem Controlling, Consulting oder dem IT-Management. Wirtschaftsingenieure werden darüber hinaus in allen Branchen, insbesondere jedoch in Technologie-Unternehmen stark nachgefragt. Mit dem erfolgreichen Studienabschluss erfüllen die Absolventen übrigens auch die Zugangsvoraussetzungen für die in der Regel ein- bis zweijährige Ausbildung im gehobenen technischen Dienst.
MEYER: Mit dem Bachelor-Studium kombinieren Feldwebel in besonders fruchtbarer Weise ihre Erfahrungen als Soldat mit einer soliden technischen sowie betriebswirtschaftlichen Ausbildung und qualifizieren sich dadurch für vielfältige Tätigkeitsfelder. Als studierte Wirtschaftsingenieure, die seit Jahren konstant am Arbeitsmarkt nachgefragt werden, eröffnen sich ihnen ideale Berufsperspektiven. Und da sie praktisch in allen Regionen in Deutschland gesucht werden, erhöht sich ganz nebenbei auch die Wahrscheinlichkeit im Falle von speziellen regionalen Wünschen eine entsprechende Stelle zu finden.
DZE: Herr Knott, Sie planen ein Studium zum Wirtschaftsingenieur in München. Was hat Ihr Interesse geweckt?
KNOTT: Auf die Studienmöglichkeiten an der UniBw in München bin ich zufällig von einem Kameraden aufmerksam gemacht worden. Daraufhin habe ich mich darüber im Internet schlau gemacht und bin bei einer Informationsveranstaltung mit Herrn Prof. Brune in München gewesen. Der dort vorgestellte Studiengang hat mir aufgrund des gelungenen Studienkonzeptes auf Anhieb zugesagt. Der durchdachte Aufbau mit der Vorbereitungsphase sowie der darauffolgenden Fernstudienphase war ein zusätzlicher Aspekt, der mir sehr gut gefiel. Auch die Schwerpunktfächer kamen mir durch meine Vorausbildungen alle ziemlich bekannt vor. Daneben ist das Studium meines Erachtens themenmäßig breit gefächert, was ein rasches Einsteigen in fast jede Berufssparte ermöglicht. Gerade die Kombination von Ingenieurswissenschaften und BWL passen perfekt zusammen.
DZE: Und was gefällt Ihnen am Studienangebot der UniBwM persönlich am meisten?
KNOTT: Also die „relativ" kurze Studiendauer dank der Fernstudienphase sowie der intensiven Vorbereitung auf das Studium finde ich besonders für „ältere" Ausscheider perfekt. Immerhin ist es bei mir schon eine Weile her, wo ich das letzte Mal so richtig die Schulbank drücken musste. Die kostengünstige Unterbringung auf dem Gelände der UniBw ist in einer Metropole wie München ebenso ein nicht zu unterschätzender Faktor.
DZE: Denken Sie, dass es Ihnen schwer fallen wird nach der Bundeswehr ein Hochschulstudium zu absolvieren?
KNOTT: Ich gehe schon davon aus, dass das Studium ein hartes Stück Arbeit wird, da die Anforderungen im Bereich Mathe und Physik bestimmt sehr anspruchsvoll werden. Allerdings lasse ich mich davon nicht abschrecken und versuche von Anfang an mein Bestes zu geben. Schließlich werden mir die Vorbereitungskurse sowie mein persönliches Interesse an den Vorlesungsinhalten dabei helfen, die anstehenden Herausforderungen erfolgreichen zu meistern. Dabei ist es für mich selbstverständlich, dass ich ein entsprechend hohes persönliches Engagement während des gesamten Studiums und vor allem während der Fernstudienphase mitbringen werde. Auch die eine oder andere schlaflose Nacht und so manches „geopferte" Wochenende werden durch mich gleich von vornherein eingeplant.
DZE: In welchem Maße wird das Studium durch den Berufsförderungsdienst gefördert?
MEYER: Zugegeben, der Studiengang ist mit 19.800 Euro natürlich kein Schnäppchen. Dafür bekommen die ausscheidenden Feldwebel aber einen maßgeschneiderten Studiengang mit Lehrveranstaltungen auf höchstem fachlichem Niveau durch erfahrene Professoren und Führungskräfte aus der Wirtschaft. Außerdem wird das Studium vom BFD gefördert. Selbst bei Soldaten, die die Fortbildungsstufe A bei der Bundeswehr erreicht haben, ist meistens noch ausreichend Budget verfügbar, um das Studium weitgehend durch die BFD-Förderung abdecken zu können. Eine genaue Auskunft darüber kann jedoch nur individuell durch den zuständigen BFD-Berater erfolgen.
KNOTT: Was die Förderung durch den BFD anbetrifft, so gab es bei mir nicht die geringsten Probleme. Allerdings habe ich einen größeren Teil der BFD-Mittel, die mir für meine 13 Dienstjahre in der Bundeswehr zustehen, bereits durch andere BFD-Maßnahmen verbraucht. Es bleiben deshalb noch etwa 7.000 Euro offen, die ich selber tragen muss. Da sich das Studium zum Wirtschaftsingenieur jedoch als weiterer Baustein super in meine bisherige Ausbildungsplanung einfügt und wegen des tollen Studienkonzepts sowie den guten beruflichen Aussichten danach ist das Geld auf alle Fälle gut investiert.
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