Seit 2013 bietet die Universität der
Bundeswehr in München (UniBwM) über das Weiterbildungsinstitut casc ein Studium
speziell für Zeitsoldaten an. Herr Karl, als Hauptfeldwebel gehören Sie zu den ersten
Studenten. Wie sind Sie damals auf den Bachelor-Studiengang
Wirtschaftsingenieurwesen gestoßen? KARL: Auf den Studiengang bin ich in
unserem Bataillon eigentlich nur durch Zufall während eines „Rauchergesprächs" im
Kameradenkreis aufmerksam geworden. Dort hielt unser S3-Feldwebel die tägliche Post
in der Hand, wo ein Werbe-Flyer des Bachelorstudiums an der Universität der
Bundeswehr ganz oben auf dem Poststapel lag. Da es schon immer mein Wunsch war,
einen akademischen Abschluss zu erwerben, wurde mir hier die Studienmöglichkeit
quasi auf dem „Silbertablett" präsentiert. Folglich informierte ich mich aktiv
über diesen Studiengang und war von Anfang an begeistert. Nach einigem hin und
her mit dem Berufsförderungsdienst konnte ich mich letztlich an der UniBw
München immatrikulieren lassen. Das erste Studienjahr findet zunächst als
Fernstudienphase mit gelegentlichen Präsenzanteilen am Wochenende statt. Im
Anschluss daran geht es mit der eigentlichen Präsenzstudienphase in München
weiter. Nach insgesamt 3 Jahren und 6 Monaten sind die Studierenden akademisch gut
ausgebildet und die Studienzeit endet - natürlich vorausgesetzt, dass alle
Module bestanden werden.
Mit einem
Meisterabschluss in der Tasche - aber ohne Abitur - haben Sie sich für dieses
technische Studium an der UniBw entschieden. Hat sich das für Sie rückblickend als
ein Problem dargestellt? KARL:
In der Tat war das Studieren ohne Abitur für mich eine der größten Hürden. Ganz
ehrlich gesagt fehlen dadurch die meisten Grundlagen für das Studieren an einer
Universität. Dieser Nachteil kann aber durch zwei einfache Sachen eliminiert
werden. Die eine heißt „Ich nehme an der Vorbereitungsphase teil" und die
andere ist Ehrgeiz. Sind diese Voraussetzungen gegeben, sollte man sich nicht
davor scheuen, diese einmalige Chance zu nutzen. Wichtig ist hierbei ein
intensives Einarbeiten in den Fächern Mathematik und Physik, da einen beide Fächer
während der gesamten Studiendauer begleiten. Wer hier bereits den Grundstein in
der Vorbereitungsphase gut legt, wird im weiteren Verlauf des Studiums auch
keine Probleme bekommen.
Herr Prof.
Meyer, wie wichtig ist die 6-monatige Studienvorbereitungsphase aus Ihrer Sicht?PROF.
MEYER: Die Vorbereitungsphase ist für die meisten Teilnehmer erfahrungsgemäß
ein sehr wichtiger Abschnitt. In ihm werden primär die für das Studium
wichtigen Grundlagen für Mathematik und Physik intensiv wiederholt und
gefestigt. Außerdem ist es ein idealer Abschnitt, um sich während dieser Zeit
berufsbegleitend einen effektiven Lernrhythmus anzueignen und sich somit
optimal für die nachfolgende Fernstudienphase vorzubereiten.
Herr Karl, was ist Ihnen im Verlauf des Bachelor-Studiums besonders
leichtgefallen?KARL:
Da ich meinen persönlichen Fokus sehr stark auf Mathematik gelegt hatte, waren
alle technischen Fächer für mich leicht machbar. Aber auch die
elektrotechnischen Module waren durch meine Vorbildung einfach zu
bewerkstelligen. Schließlich hatte ich bereits einen Abschluss als
Industriemeister Elektrotechnik und war während meiner Dienstzeit unter anderem
als luftfahrzeugtechnischer Prüfer tätig.
Inwiefern waren
Sie mit der Studienbetreuung während Ihrer Zeit in München zufrieden?KARL:
Die Betreuung durch das Team der Studienorganisation war wirklich spitze. Alle
möglichen Fragen konnten immer zeitnah und persönlich geklärt werden. Auch unseren
verantwortlichen Professor der UniBw München konnte man stets mit Problemen
konfrontieren und musste nicht lange auf einen Lösungsvorschlag warten.
Fühlen Sie sich
nach Ihrem Abschluss als Bachelor (B.Eng.) Wirtschaftsingenieurwesen gut für Ihre
berufliche Zukunft in der Wirtschaft gewappnet? KARL:
Zu dieser Frage habe ich eine ganz
persönliche Meinung. Das Studium vermittelt uns natürlich das notwendige Fachwissen.
Der praktische Einsatz in der Wirtschaft verlangt jedoch aus meiner Sicht nicht
das Lösen von schwierigen mathematischen Gleichungen, sondern in erster Linie nach
Leuten, die sich schnell in komplexe Vorgänge einarbeiten können. Es ist daher auch
eine Frage der eigenen Persönlichkeit, ob man sich in der Wirtschaft behauptet
oder nicht. Für mich ist der akademische Abschluss also erst einmal die Eintrittskarte
in diese Berufsebene. Ich habe das Gefühl, dass ich mich durch das Studium auch
auf der persönlichen Ebene weitereinwickeln und meine Fähigkeiten stark
verbessern konnte.
PROF. MEYER: Um die Studierenden auf
spätere Tätigkeiten in Unternehmen vorzubereiten, sind während der gesamten
Studienzeit regelmäßig Aufgabenstellungen in Form von Teamprojekten zu
bearbeiten. Diese Aufgabenstellungen sind hierbei sehr vielschichtig, werden
teilweise direkt von Partnerunternehmen gestellt und auch in Zusammenarbeit mit
diesen bearbeitet. Die Ergebnisse der Projekte müssen dann in Form einer
Präsentation vorgestellt und vertreten werden.
Welches persönliche Fazit ziehen Sie nach fast vier Jahren „WING-Studium"?KARL:
Ich würde es genauso wieder machen. Es war eine sehr fordernde, anstrengende,
aber auch schöne Zeit für mich in München. Die dort gemachten Erfahrungen
möchte ich auf keinen Fall missen. Daher kann ich das Studium jedem Kameraden
persönlich empfehlen.
Herr Prof. Meyer, haben Sie aus
Ihren bisherigen Erfahrungen als Akademischer Leiter des Studiengangs heraus vielleicht
noch einen Ratschlag für alle interessierten Zeitsoldaten? PROF. MEYER: Der von uns angebotene
Bachelor-Studiengang Wirtschaftsingenieurwesen bietet speziell für
Interessenten, die bereits mehrere Jahre beruflich tätig sind und deren
Schulzeit damit länger zurückliegt, eine optimale Möglichkeit zur beruflichen
akademischen Weiterentwicklung. Im Mittelpunkt steht hierbei die integrierte
Ausbildung in technischen und wirtschaftlichen Disziplinen, wobei ausreichend
Gestaltungsfreiräume vorhanden sind. Durch die Kombination von
Vorbereitungsphase, Fernstudienphase und Präsenzphase werden die Teilnehmer in
den einzelnen Abschnitten zielgerichtet an die Lernbelastung herangeführt,
wodurch der Studienerfolg gesteigert wird. Es sollte aber jedem Teilnehmer
bewusst sein, dass das Studium von den Studierenden sehr viel Engagement,
Selbstdisziplin, Motivation und Lernbereitschaft fordert. Trotz aller Herausforderungen
bietet die Studienzeit aber gewisse Freiheiten, die man in dieser Weise im
späteren Berufsleben nicht wieder erleben wird.
(sg)
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